Im Rahmen meiner Ausbildungsaufgabe habe ich einen Podcast erstellt, den ich im Informatikunterricht eingesetzt habe, der Titel des Podcasts ist "Ein bisschen Python", er kann unter mit dem Feed https://phina.be/feed/podcast/bisschen-python abonniert werden.
In diesem Beitrag wird zunächst der Terminus Podcast definiert, dann geht es um technische Grundlagen der Podcast-Produktion, das Konzept hinter "Ein bisschen Python", der Darstellung des Produktionsprozesses, die Erfahrungen meiner Schüler:innen und dann zu Ideen zum Podcasting in anderen Fächern.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Podcasts?
Unter Podcasts versteht man eine Reihe von Mediendateien (den Episoden), die über das Internet mittels eines bestimmten Programms (dem so genannten Podcatcher) abonniert werden können. Dafür liest der Podcatcher regelmäßig eine XML-Datei aus. Diese XML-Datei wird bei Veröffentlichung einer neuen Episode aktualisiert und um die Angaben zur neuen Episode erweitert.
Schon vor der Corona-Pandemie erfuhren Podcasts zunehmender Beliebtheit in Deutschland. Als für viele freischaffende Künstler jedoch ihr Publikum wegbrach, fingen viele mit Podcasting an. Das Phänomen Podcasting ist aber viel älter. So höre ich schon seit einem Jahrzehnt Podcasts, die von deutschen Radioanstalten zur Verfügung wie dem Deutschlandfunk (z.B. Informationen am Abend) oder dem WDR (z.B. das Zeitzeichen).
Podcasts können dank entsprechender Software einfach selbst erstellt werden. In diesem Artikel geht es
- um die technische Umsetzung eines eigenen Podcasts.
- um die Planung und Gestaltung eines Podcasts zur Unterstützung der praktischen Informatik.
- um Erfahrungen mit der Nutzung.
Technisches
Netzinfrastruktur
Da ich über eigenen Webspace verfüge und für Inhalte für meine Schüler/innen auch eine eigene Webseite (phina.be) eingerichtet habe, musste ich mich nicht um einen speziellen Hosting-Service kümmern. Die eigene Webseite wird mittels einer WordPress-Installation realisiert. WordPress-Webseiten können um weitere Funktionen erweitert werden. Dies geschieht mit so genannten Plugins. Fürs Podcasting gibt es ein Plugin mit dem Titel Seriously Simple Podcasting, dies kann kostenfrei installiert werden.
Aufnahmegeräte
Man muss kein professionelles Studioequipment mit Mischpult etc. kaufen. Ich persönlich arbeite mit einem USB-Mikrofon und nehme mit dem Programm Audacity auf. Anfangs reicht es jedoch sich eine MP3-Recording-App auf dem Smartphone zu installieren. Hier gibt es eine Reihe kostenfreier Angebote.
Schneiden und Mischen
Zum Schneiden habe ich das oben erwähnte Programm Audacity verwendet. Es unterstützt auch mehrere Spuren, sodass man auch Hintergrundmusik einmischen kann. Audacity ist ebenfalls kostenfrei und es gibt eine Vielzahl von Tutorial und Hilfen, sodass man als Anfänger:in sich schnell einarbeiten kann.
Ein Hinweis: Beim Abmischen und Schneiden sollten man einen Kopfhörer benutzen, so hört man auch kleinste Unstimmigkeiten.
Konzept "Ein bisschen Python"
Bei der Vermittlung der Programmierung gibt es allgemeine theoretische Grundlagen, die ebenso vermittelt werden müssen wie die Befehle der Programmiersprache. Die Idee war es nun, diese Grundlagen häppchenweise in Form ein kurzer, thematisch konzentrierter Podcastfolgen zu präsentieren, sodass die Schüler:innen des Info-Kurses diese zu Hause wiederholen konnten. Pate stand dabei das Format "60 Seconds Science" von Scientific American. Hier werden aktuelle Studien in kurzen Episoden, die nicht länger als 4-5 Minuten sind, vorgestellt.
Die Episoden sollten daher:
- nicht länger als 4-5 min sein,
- sich immer nur auf einen Aspekt der Programmiersprache konzentrieren und
- mit einer hohen Frequenz erscheinen.
Produktionsprozess
1. Skripterstellung
Zunächst wurde ein Skript in einer Worddatei geschrieben. Dieses Skript hatte ein festes Layout, sodass man sie bei jeder Episode mit publizieren konnte. Bei der Skripterstellung wurde darauf geachtet, dass es nah an der gesprochenen Sprache war, d.h., syntaktisch eher einfach gehalten war.
2. Einlesen des Skripts
Dann wurde das Skript eingelesen. Bei Fehlern in der Aussprache etc. wurde immer der gesamte Satz nochmals angefangen, sodass man die Fehler herausschneiden konnte, ohne dass es zu sehr auffiel. Es empfiehlt sich, beim Einlesen zu stehen, da man so tiefer einatmen kann (Hinweis: Nachrichtensprecher:innen der Tagesschau stehen auch).
3. Schnitt und Mischen des Podcasts
Der Podcast wurde dann geschnitten, d.h., die Fehler und zu lange Pausen wurden herausgenommen. War das Ergebnis hinreichend gut, wurde eine Hintergrundmusik untergemischt. Aus technischen Gründen war dies nötig, da mein Computer teils sehr laut rauschte und die Musik dieses Rauschen übertünchte. Dazu habe ich die Lizenz für ein Instrumental-Musikstück erworben, um rechtlich einwandfrei zu arbeiten.
4. Export
Die fertige Datei wurde als MP3-Datei mit einer Qualität von 96 kBit/s exportiert, diese Qualität ist für gesprochene Inhalte völlig ausreichend. So sind die Dateien auch nicht unnötig groß.
5. Bereitstellung auf Homepage
Die Episoden wurden dann mittels des WordPress-Plugins publiziert. Für jede Episode gibt es ferner eine Folgenseite ("Episodenotes" oder "Shownotes"), auf denen je nach Thema Illustrationen oder auch Beispiel-Codes publiziert wurden. Auf jeder Folgenseite gibt es einen Link, unter dem man auch eine PDF-Form des Skripts herunterladen kann.
Insgesamt benötigt man für jede Episode zwischen 60 und 90 Minuten.
Epsiode 16: Auch Video ist möglich
Erst im weiteren Verlauf kam mir die Idee, dass man einige Inhalte besser per Video präsentieren könnte. Folge 16 zur Struktogrammdarstellung der for-Schleife ist ein Versuch, dies zu tun. Bei zukünftigen Adaptionen werde ich künftig stärker Video einsetzen. Es ist auch denkbar, dies komplett als Vodcasts (Videopodcast) zu realisieren.
Erfahrungen der Schüler:innen
Die Schüler:innen wollten keinen Fragebogen ausfüllen, also habe ich informell einige Erfahrungen erhoben. Von den 18 Schüler:innen des Kurses haben lediglich 5 den Podcast gehört. Gefragt, warum sie den Podcast nicht hörten, meinten 7, dass sie andere Quellen wie z.B. YouTube-Tutorials verwendeten. Die übrigen 6 meinten, dass sie das Format nicht interessiere und sie keinen Mehrwert darin sehen.
Da der Podcast nicht integraler Bestandteil des Unterrichts war (z.B. im Sinne eines invertiertes Klassenzimmer-Konzepts), hatte er nur für interessierte Schüler:innen einen echten Mehrwert. Im Weiteren Verlauf werde ich den Podcast anpassen und ihn so relevanter machen.
Podcasting in anderen Fächern
Da ich auch schon Erfahrungen als DaF-Lehrender habe, habe ich über Einsatzszenarien von Podcasts im Fremdsprachen- und DaZ-Unterricht nachgedacht. Aber manche Ideen kann man auch für andere Fächer adaptieren.
Schüler:innen produzieren gemeinsam einen Podcast
Im Sinne des Lernens durch Lehren kann man in einem Projekt ein Thema bearbeiten lassen, wobei Einzelaspekte durch jeweils eine Episode "abgedeckt" werden. Beispiele für verschiedene Fächer wären:
Fach | Thema | Kurzbeschreibung |
Informatik | Meilensteine der Informatik | jeweils eine Episode zu Lovelace, Babbage, Turing, Zuse, Enigma, ... |
Geschichte | Ständegesellschaft | jeder Stand wird in einer eigenen Episode vorgestellt |
Deutsch | Gedichte | Statt eines Vortrags vor der Klasse produziert jede:r eine eigene Episode |
alle Fächer | Audioguide | Bevor man ein Museum besucht werden zu ausgewählten Exponaten Einzelfolgen aufgenommen. Während des Besuchs hören sich die SuS die Beiträge an. |
Fremdsprache | Freies Sprechen | SuS produzieren einen Podcast, in dem sie ihre Hobbys oder ihre Stadt vorstellen |
Die Schüler:innen sollten aber das Format Podcast kennen. Ferner sollte man sich darüber austauschen, wie die Episoden gestaltet werden sollten. Generell sind verschiedene Formate denkbar:
- Gesprächsformate, in denen jemand Fragen stellt, die dann beantwortet werden
- Vortragsformate
- Feature-Formate: Diese sind aber sehr aufwändig in der Produktion
Verwendung von Fremdpodcasts
Es gibt eine Vielzahl von Podcasts auch seriöser Quellen, deren Inhalte man im Unterricht verwenden kann. Man sollte diese Materialien nicht in einem eigenen Feed zur Verfügung stellen, sondern per Links auf diese Episoden verweisen.
Podcast als Hilfsmittel für Escape-Rooms
Wenn man einen Escape-Room erstellt, kann man einige Hinweise auch als Audiofeed zur Verfügung stellen. Podcasts könnten eine einfache Art sein, solche Hinweise zu organisieren.